Die Bilder des Hochwassers im rheinländischen Ahrtal gingen um die Welt. Mehr als 180 Menschen verloren in der Flutnacht ihr Leben, Hunderte wurden verletzt, Tausende verloren Hab und Gut. Hoffnungen und Träume versanken in den Fluten. Inmitten der Katastrophe ereignet sich ein Drama mit Happy-End.
Am 14. Juli 2021 ist Dustin Raatz als Helfer der Freiwilligen Feuerwehr des Märkischen Kreises im Einsatz. Zu diesem Zeitpunkt fehlt es vor allem an wassergängigen Fahrzeugen, mit denen Menschen aus Gebäuden gerettet werden können. Dustin Raatz gehört ein ehemaliges Bundeswehrfahrzeug, ein MAN Kat 1, für unwegsames Gelände ausgelegt. Es steht als Leihgabe im Technik- und Panzermuseum in Plettenberg. Raatz bietet an, das Fahrzeug dort zu holen.
Derweil in Hagen-Priorei: Die 13jährige Chantal Caspari sitzt im Rollstuhl und braucht rund um die Uhr ein Beatmungsgerät. Hagen-Priorei ist von Wasser eingeschlossen, der Strom ist weg. Der letzte Akku des Beatmungsgeräts ist fast leer. Die Mutter von Chantal versucht verzweifelt, über den Notruf Hilfe anzufordern. Es kommt niemand. Aufgrund des Hochwassers kommt kein Fahrzeug durch. Hubschrauber können wetterbedingt nicht starten.
Dustin Raatz bietet der Einsatzleitung an, das schwerkranke Mädchen mit seinem Fahrzeug zu bergen. Er bekommt grünes Licht. Mit einem Rettungssanitäter und medizinischem Equipment an Bord kämpft sich der 8-Zylinder mit dem markanten Sound durch die Flut.
Schließlich erreichen die Helfer das Zuhause des Mädchens: Chantals verzweifelte Mutter sieht Flecktarn vor dem Fenster. Raatz bringt Chantal Caspari - mit Rollstuhl und Beatmungsgerät - auf der Ladefläche seines Lkw unter. Die Mutter bleibt bei ihren anderen Kindern im Haus. In der obersten Etage sind sie vor den Wassermassen sicher.
Auf dem Rückweg bergen die Helfer noch weitere Personen, zwei Senioren sind vom Wasser eingeschlossen. Wieder ist die Fahrbahn nicht zu erkennen, sie schaffen es irgendwie. Chantals Beatmungsgerät kann wieder angeschlossen werden.
Nun zeichnete Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) Dustin Raatz mit der Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen aus. "Die Nacht, in der das Hochwasser nach Nordrhein-Westfalen kam, war ein Einschnitt in der Geschichte unseres Landes", sagte Wüst. "Mitten in dieser Katastrophe sind viele Menschen über sich hinausgewachsen, um andere zu retten."
